Nussraum

Jahr2007
FotoDirk Vogel
OrtDüsseldorf, Deutschland

Im hinteren Bereich eines Reihenhausgrundstücks im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel steht ein alter Walnußbaum, vital und von ausgesprochen schönem Wuchs. Ein sehr reizvoller Ort für ein Baumhaus. Die Idee für diesen Raum im Nussbaum ist bald gefunden. Aber so schnell kann nicht gebaut werden. Baurechtliche Aspekte können in solchen Innenstadtlagen besonders sensibel sein. Dichte Grenzen zu drei Seiten, machten das Wohlwollen der Nachbarn für dieses kleine Bauvorhaben zur Seinsfrage. Überzeugungsarbeit war gefragt. Dank der charmanten Art des Bauherrn konnten zwei der benachbarten Grundstückseigner gewonnen werden, einer Unterschreitung der Abstandsflächen zuzustimmen. Zur östlichen Grenze jedoch zwingt das fehlende Einverständnis der Nachbarn zu einer Reduktion der gewünschten Terrassenfläche. Nach diesen zeitraubenden, aber nicht unwesentlichen Abstimmungen wurde eine Baugenehmigung erteilt.

Bevor mit der Montage am Baum begonnen werden konnte, mußte der Baukörper mit einem großen Autokran über das Reihenhaus gehoben werden. Dies machte eine Vollsperrung der Strasse notwendig. Über eine Rollkonstruktion gelangte dann der vorgefertigte Nussraum zum Bauplatz, wo er mittels eines Gerüstbocks und einer Hebevorrichtung auf seine Position gebracht werden konnte.

Um den Nußbaum nur geringen Belastungen durch das neue Baumhaus auszusetzen, wurde für den Körper ein unabhängiges statisches System gewählt. Der gerundete Baumhauskörpers ruht auf 8 schlanken, asymmetrisch stehenden Edelstahlstützen. Durch die fast zufällig erscheinende Anordnung der Stützen erscheint das kleine Bauwerk ein wenig wie ein großes Insekt auf dem Waldboden. Die Baumhausterrasse liegt einen Meter tiefer und ist mit Edelstahlseilen und Textilgurten verletzungsfrei in den Wirtsbaum eingehängt.

Der Innenraum erfährt seine besondere Wirkung durch die gerundete Form und die reduzierte Auswahl der Materialien. Naturbelassenes Eichenholz, Wollfilzbezüge auf der Liege- und Sitzbankfläche und Edelstahlbeschläge bilden das Oberflächenspektrum. Verschiedene Stauräume und eine kleine Heizung sowie eine HiFi-Anlage komplettieren den Innenausbau. Fensterflächen an allen Seiten und das gewölbte Dachoberlicht lassen viel Licht in den Innenraum, eröffnen den Blick in die Krone des Nußbaums und laden zu langem Verweilen ein.


Bäume: ein Nussbaum
Höhe: Baumhausterrasse 3,5 m; Nußraum 4,5 m Höhe
Statik: Terrasse hängt mittels Stahlseilen und Textilgurten an dem Nußbaum; die Lasten des  Baumhauses ruhen auf 8 asymmetrisch stehenden, geneigten Edelstahlstützen
Terrassenkonstruktion: lasierte Eiche
Innenfläche: 8,6 qm
Terrassenfläche: 7,4 qm
Fassadenaufbau:  von innen nach außen: 20 mm Eichenschalung Nut/Feder, unbehandelt; Rundspanten in Stahl mit flankierenden Holzbögen aus Leimholz; 60 mm Mineraldämmung; 20 Fichtenschalung; Gummiabdichtung; 20 mm Hinterlüftung; lasierte, gerundete Eichenleisten

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