Aussichtsturm am Bollenhagener Moorwald

FotoAndré Dogbey
OrtJade, Ortsteil Nordmentzhausen, Deutschland

Der Bollenhagener Moorwald liegt in einem ehemaligen Auengebiet der Jade. Um einen 150 Jahre alten Eichenmischwald herum entsteht hier seit 2008 ein neues Gebiet aus Eichen, Birken und Weidengebüschen, außerdem werden Binsensümpfe, extensiv genutzte Grünlandbereiche und ein Stillgewässer angesiedelt. Im östlichen Teil des Projektgebietes liegt die Erkundungsstation „Bollwerk“. Hier kann man sich über das Renaturierungsprojekt informieren und sich im Erkennen von Vogelstimmen üben.
Zunächst entstand die Idee die Entwicklung der Wald- und Sumpfflächen von einem Baumhaus aus zu erleben.

Nach verschiedenen Studien und Entwürfen kristallisierte sich das Konzept Aussichtsturm mit besonderen Akzenten zum Erleben der Bäume als tragfähigste heraus. Die Erkundung im Vorfeld mit einem Hubsteiger war bei der Entscheidungsfindung enorm hilfreich. Zudem sollte der Turm eine überdachte Aussichtsplattform bieten und die umliegenden Eichen besonders einbeziehen.

Ein Bauwerk in einer Naturfläche zu errichten ist in Bezug auf das Baurecht keine einfache Angelegenheit. Der sogenannte Außenbereich ist rechtlich gesehen von Bauwerken frei zu halten. Es sei denn, es liegt zum Beispiel ein öffentliches Interesse vor und naturschutzrelevante Aspekte sprechen nicht gegen das Vorhaben.
Natürlich sind Finanzierungsfragen besonders bei einem öffentlichen Projekt meist nicht in wenigen Wochen zu klären und man benötigt Geduld bis die nötigen Gelder aus unterschiedlichen Haushaltstöpfen gesichert werden können.

Man kann von Glück sprechen, dass die Vertreterin des Bauherrn, der Landkreis Wesermarsch, über großes Geschick und Zähigkeit verfügte und zudem wohl auch einen ausgeprägten Sinn für moderne Architektur hat. Gemeinsam mit ihr haben wir in etlichen Sitzungen bei der Gemeinde und den Fördergremien das Projekt vorgestellt. Nach einigen Rückschlägen aber letztlich positivem Endergebnis, konnte das Projekt Aussichtsturm nach mehr als zwei Jahren Vorlauf in die Realisation gehen.
Die Bauleistungen mussten, entsprechend den Richtlinien, öffentlich ausgeschrieben werden. Dieser Vorgang an sich ist schon ein nicht ganz unaufwendiges Unterfangen. Als die Baufirmen letztlich fest standen, ging es ganz schnell. In kurzer Zeit wurde eine Baustrasse angelegt und acht sogenannte Verdrängungspfähle von je 10 Metern Länge wurden in den Moorboden eingetrieben. Auf der darüber befindlichen Betonplatte konnte dann die Stahlkonstruktion des Turmes zügig montiert werden. Eine Zimmerei übernahm das Verkleiden des Turmes mit Kanthölzern aus Lärche und die notwendigen Dachdeckerarbeiten.

Das Begehen des Turmes erfolgt über regelmäßig angeordnete Treppenläufe hin zu den einzelnen Aussichtsebenen. Auf vier Plattformen in unterschiedlichen Höhen können die Besucher aus verschiedenen Blickrichtungen die umliegenden Eichenkronen und die Landschaft erleben. Ein besonderes Erlebnis ist ein fünf Meter langer Steg auf dem man fast in das Blattwerk eines Baumes hinein laufen kann. Die überdachte Aussichtsebene lädt wohl am meisten zum längeren Verweilen ein. Bei typisch norddeutschem Wetter kann man es hier eine Weile aushalten und seine Blicke über die Landschaft schweifen lassen.
 
 
 
Bäume: In einer Gruppe von Eichen
Höhe: Ebene 1: 5,30 m, Ebene 2: 6,50 m, Ebene 3 (überdacht): 9,00 m, Ebene 4 : 11,50 m: Gesamthöhe: 12,80 m
Statik:  Stahlskelett mit geschlossenen Profilen; Tiefgründung mit 8 Verdrängungspfählen unter Stahlbetonplatte
Fassade: Kanthölzer aus Lärche, sägerauh (FSC zertifiziert) 50 x 50 mm mit Abstand von ca. 45 mm
Dacheindeckung: Gitterrost Lauffläche; 2-lagige Bitumenabklebung im Gefälle auf Lärchenschalung

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