Bachstelze

FotoAlasdair Jardine
OrtEberschwang, Östereich

Eberschwang ist eine kleine Gemeinde im österreichischen Innkreis, zwischen den Städten Salzburg und Linz. Diese ländliche Region gehört trotz ihrer schönen Landschaft nicht zu den bekannten touristischen Zielen des Landes. Auch in Bezug auf zeitgenössische Architektur steht dieser Landstrich nicht im Verdacht, einer der großen Wallfahrtsorte der Fachwelt zu sein wie man das z. B. vom Bezirk Vorarlberg behaupten könnte. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Bewohner des Innkreises kein Auge für moderne Baukultur haben und diese nicht auch in ihrem Umfeld schätzen würden.
In den Ferien und an den Wochenenden hält sich die Familie des Bauherrn gern in ihrem Zweitwohnsitz auf, genießt die Qualitäten des Landlebens und die verwandtschaftlichen Bindungen. Die Kinder sind zwar noch sehr klein, wissen aber die Vorzüge eines Baumhauses schon jetzt sehr gut zu genießen. Als Erwachsener kann man das ohnehin. Die Bauherren hatten den Wunsch, das Baumhaus an einem kleinen Bächlein an der südlichen Grundstücksgrenze errichten zu lassen. Die Möglichkeit, von der Bauhausterrasse Forellen angeln zu können, erschien äußerst reizvoll. Wechselseitige Sichtbeziehungen zum Wohnhaus und zur Landschaft waren ebenfalls ein wichtiges Anliegen der Familie. Die Architektur des Baumhauses musste nicht unbedingt den üblichen Sehgewohnheiten entsprechen - ein Experiment in Form und Material war erlaubt.
Nach verschiedenen Entwurfsstudien entwickelte sich ein Konzept mit einer sehr langen und schlanken Terrasse sowie einem separat stehenden Baumhauskörper. Die Terrasse ist weitgehend an den Bäumen verankert, während die Lasten des Baumhauses auf 8 asymmetrisch stehenden und geneigten Eichenstützen ruhen. Beide Bauteile werden über einen kleinen Catwalk mit Treppe verbunden. Durch diese Brücke wird der Höhenunterschied überwunden und der Zugang des Baumhauses markant in Szene gesetzt.
Die oxidierte Cortenstahl-Fassade verleiht der Baumhauskabine mit ihren schrägen Flächen eine sehr skulpturale Wirkung. Die rötliche Lasur der Baumhausterrasse und der Stützenkonstruktion sind farblich auf die rostige Oberfläche des Metalls abgestimmt. Schräg geschnittene Fenster eröffnen Blickbeziehungen zu allen Richtungen und ordnen sich in ihrer Formgebung der Gesamtgestaltung  unter. Im Inneren der Baumhauskabine erwarten den Besucher Oberflächen, die aus unbehandelter Eiche gefertigt worden sind. Zu den Einbauten gehören gepolsterte Liege- und Bankflächen, integrierte Schubkästen und ein Sideboard. Am Ende des Baumhauses eröffnet sich der Blick durch ein großes Panoramafenster ins Grün der Bäume und auf die Wiesen. Ein besonderes Detail ist hier die horizontale Glasfläche, die fast nahtlos an dieses Fenster anschließt und die Sicht hinunter auf das kleine Bächlein frei gibt. Eine integrierte HiFi-Anlage mit kräftigen Lautsprechern befriedigt selbst anspruchsvolle Musikliebhaber. Ob elektronische Klänge oder Vogelgezwitscher, ein Raum für die Sinne ist dieses langbeinige Refugium gewiss.


Bäume: eine Birke und zwei Eschen
Höhe: Baumhausterrasse: 3,5 m; Kabine: 4,6 m Höhe
Statik: Terrasse hängt mittels Edelstahlseilen und Textilgurten an einer Birke und zwei Eschen; zwei Streben
unterstützen den vorderen Teil der Terrasse; die Lasten des Baumhauses ruhen auf 8 asymmetrisch stehenden und geneigten Eichenstützen
Terrassenkonstruktion: Eiche lasiert
Innenfläche: 8,8 qm
Terrassenfläche: 13,6 qm
Fassadenaufbau:  von innen nach außen: Eichenschalung Nut/Feder, unbehandelt; 19 mm OSB; 80 mm Mineraldämmung; Dichtungsfolie; 20 mm Hinterlüftung; 4 mm Cortenstahl-Bleche, oxidiert

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